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Bewerten

Veröffentlicht am in Kategorie Kuniberts Kolumne

Kunibert gibt hier den Artikel „Weshalb “Du sollst nicht bewerten” Unsinn ist“ von Doris Kirchner modifiziert wieder. Das Wesentliche des Artikels ist interessant, redundante Stellen hat er weggelassen, Absätze zusammengefasst und einige Stellen umformuliert. Doris Kirchner erläutert, warum das Bewerten normal ist und auch seine Berechtigung hat, aber man sich dessen bewusst machen sollte um negative Auswirkungen zu vermeiden. Die Autorin geht auf den Unterschied zwischen Wert- und moralischen Urteilen ein und verweist auf eine Methode zur „Erforschung der inneren Vorgänge“.

Modifizierte Ausschnitte aus dem Artikel von Doris Kirchner

Seit Anbeginn ist die Gattung Mensch mit einem inneren Überlebensprogramm ausgestattet, das ihr Überleben in einer feindlichen Umwelt sichern sollte. Dazu wird alles, was unsere Sinne wahrnehmen, im Limbischen System unseres Gehirns zunächst auf Freund oder Feind überprüft. Unterhalb der Bewusstseinsschwelle erfolgt in Bruchteilen von Sekunden eine Bewertung, die in einer von drei Kategorien mündet: angenehm, unangenehm oder neutral. Neutral Bewertetes winkt unser System quasi durch; es schenkt ihm keine weitere Beachtung. Angenehm oder unangenehm jedoch versetzen uns augenblicklich und unbemerkt in den Zustand von Verlangen oder Widerstand.

Gedanken und Emotionen können nicht objektive Handlungen veranlassen

Diese Zustände haben bestimmten Gedanken, Emotionen und Impulse zur Folge, die uns zu Handlungen veranlassen können, denen es an Objektivität fehlt. In der Regel geschieht das vollautomatisch und ist somit entfernt von der Idee eines selbstbestimmten Lebens.

Die Bewertung bemerken

Wir sollten daher nicht ungeprüft glauben, was der Kopf uns erzählt. Wir können diesen Mechanismus nicht abschalten, denn diese Bewertungsfunktion ist Teil unseres genetischen Erbes. Zu sagen: “Du darfst nicht bewerten” ist ebenso sinnfrei, wie die Aussage: “Du darfst keinen Durst haben”. Wir können aber in diesen Prozess eingreifen. Und genau darauf bezieht sich letztlich die Forderung des Nicht-Urteilens oder Nicht-Wertens. Wir können Achtsamkeit nutzen, um die Bewertung zu bemerken. Das kann uns davor bewahren, dem Autopiloten die Steuerung unseres Lebens zu überlassen. Denn der Autopilot ist ein schlechter Fahrer; viel zu oft bringt er uns dorthin, wo wir gar nicht hin wollten. Je mehr wir uns unserer Bewertungen und Urteile bewusst werden, desto weniger versinken wir in unbewussten Mustern von Annahmen, Meinungen, Vorurteilen, Abneigungen und Ängsten. Stattdessen genießen wir die Haltung eines neutralen Beobachters, der sich nicht mit dem Geschehen identifiziert. Er handelt selbstbestimmt aus einer heilsamen inneren Distanz heraus, die im Einklang mit seinen Gefühlen, Bedürfnissen und Werten ist. Die Forderung des Nicht-Bewertens ist irreführend. Sie sollte präzisiert werden: “Bewerte nicht das Bewerten”.

Werturteile von moralischen Urteilen unterscheiden

Moralische Urteile unterstellen anderen, dass sie unrecht haben oder dass sie schlecht sind, wenn sie sich nicht unseren Vorstellungen gemäß verhalten. Wir machen unsere eigenen Ansichten zum Maß aller Dinge und machen uns zu einem Richter, der darüber entscheidet, was richtig und was falsch, normal oder unnormal, achtsam oder unachsam ist.

Bei Werturteilen sagen wir etwas darüber aus, was uns wichtig ist. Wir bewerten, was gut für uns ist und was nicht. Aber wir machen das nicht zum Maßstab für andere. Ich kann zum Beispiel feststellen, dass die Gegenwart eines bestimmten Menschen mir nicht gut tut. Das ist ein Werturteil. Wenn ich jedoch sage würde, dies sei ein nerviger Mensch, dann wäre das ein moralisches Urteil.

Es braucht ein tiefes, systematisches Erforschen der inneren Vorgänge, wie es in der Achtsamkeitspraxis trainiert wird. Nur Erkenntnisse, die daraus entstehen, haben die Kraft, geistige Angewohnheiten zu beeinflussen. Solche Veränderungen können nicht übergestülpt werden. Sie entstehen vielmehr als Folge innerer Einsichten, durch eine systematische Erforschungen des Geistes – wie sie in der Achtsamkeitspraxis praktiziert wird.

Weiterführende Informationen
https://de.wikipedia.org/wiki/Meditation


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