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Amsterdam, London, New York: Welt-Städte

Veröffentlicht am in Kategorie Geschichte

Kunibert und die Welt stellt die Streams aller vier Folgen der auf ARTE veröffentlichten Dokureihe „Amsterdam, London, New York: Welt-Städte“ zur Verfügung.

1585-1650 – Das goldene Zeitalter (Folge 1 von 4)

Im Jahr 1585 tritt Amsterdam in den bis dahin von Portugal kontrollierten Gewürzhandel mit Asien ein. Die Erfindung leistungsstarker Mühlen, die Weiterentwicklung der Windkraft und die Erfindung der Kurbelwelle, mit der Cornelis Corneliszoon den Schiffsbau revolutioniert, ermöglichen die Produktion einer großen Flotte. Amsterdam verfügt über die größte Schiffswerft Europas, auf der die besten Handelsschiffe der Zeit in Serie hergestellt werden. Die Zahl der Expeditionen steigt ebenso wie die Zahl der Schifffahrtsgesellschaften. Insgesamt werden 75 Schiffe nach Asien geschickt. Die Schiffe kehren beladen mit den wertvollsten Gewürzen zurück. Dies ist der Beginn des Goldenen Zeitalters der Niederlande. Auch die erste Aktiengesellschaft der Welt – die Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) – entsteht in Amsterdam. Der Sitz der VOC gehört heute zur Universität Amsterdam. Dies ist der erste Firmensitz der Welt – mit Büros, Angestellten und einer Generaldirektion. Das Gebäude stammt von Hendrick de Keyser, einem der führenden Baumeister der Zeit. Die Holländer sind der Ansicht, dass jeder Bürger das Recht haben sollte, sich an den umfangreichen wirtschaftlichen Aktivitäten der Gesellschaft zu beteiligen. 1.143 Personen nehmen diese Chance wahr, in die neue Seehandelsgesellschaft zu investieren – ein großer Erfolg für das erste Unternehmen dieser Art in der Geschichte der Wirtschaft. Angesichts des immer umfangreicheren Aktienhandels wird der Bau der ersten Aktienbörse der Welt beschlossen, die ebenfalls von Hendrick de Keyser nach dem Vorbild der Londoner Börse erbaut wird. Im Gegensatz zu London werden in Amsterdam nicht nur Waren, sondern auch Aktien der Ostindien-Kompanie gehandelt. Somit ist die Amsterdamer Börse die erste Wertpapierbörse in der Geschichte der Weltwirtschaft. Die Börse wird 1611 eingeweiht, kurz nachdem Holland und das Königreich Spanien eine Waffenruhe vereinbart haben. Die Stadt floriert und entwickelt sich Mitte des 17. Jahrhunderts von einem wichtigen Marktflecken zur drittgrößten Stadt Europas. Aufgrund der Expedition des englischen Seefahrers Henry Hudson, der im Dienst der Stadt stand, kann sich Amsterdam auch den Handel mit Amerika erschließen. Ein gewaltiges Stadterweiterungsprogramm wird in Angriff genommen. 1623 wird die Westindien-Kompanie (WIC) gegründet, der das Monopol für den Handel mit Amerika zugesprochen wird. Ein Jahr später sucht sie freiwillige Siedler für ihre neue Kolonie Neu-Amsterdam; die Siedlung wurde auf dem weitläufigen Gebiet rund um das heutige Manhattan errichtet. Auch London ist gestern wie heute ein Handelsplatz. Anfang des 17. Jahrhunderts hat sich Londons Stadtbild noch nicht verändert. Die Bebauung ist sehr eng und besteht aus mittelalterlichen Holzhäusern. Innerhalb von rund 50 Jahren entwickelt sich London aber zu einem aufstrebenden Handelszentrum, in dem die Leute kaufen und verkaufen – vor allem wertvolle Luxusgüter. Mit der Produktion von Wolle, bei der England europaweit führend ist, hat die Stadt einen wichtigen Trumpf in der Hand. Sie entwickelt eine leistungsstarke Textilindustrie sowie kaufmännische und finanzielle Kompetenz, auf die sie ihren Erfolg im darauffolgenden Jahrhundert baut. Nach dem Großen Brand von 1666 wird London die modernste Stadt jener Zeit werden. Und Neu-Amsterdam wird schon bald New York heißen, aber tief im Herzen eine niederländische Stadt bleiben.

1650-1800 – Vom Handeln und Kriegführen (Folge 2 von 4)

Die englische Hauptstadt erlebt zwei furchtbare Jahre: 1665 tötet die Pest 100.000 Menschen, und im darauffolgenden Jahr bricht der Große Brand aus. Die meisten mittelalterlichen Bauten der City of London fallen den Flammen zum Opfer. Der talentierte Architekt Christopher Wren wird mit dem Wiederaufbau der St Paul’s Cathedral beauftragt. Die Stadt wird mit der gleichen Straßenführung, nur mit Häusern aus Ziegeln wiederaufgebaut. Es ist die Geburt einer modernen Stadt: Der Londoner Westen wird zu einem schönen Wohnviertel mit prächtigen Stadthäusern an kleinen Plätzen, sogenannten Squares. Ab dem 18. Jahrhundert entstanden an den Squares die typischen Londoner Reihenhäuser. Amsterdam hat 1648 den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht. Die Hauptstadt der Vereinigten Niederlande baut ein Rathaus, in dem Zentralbank und Regierungssitz vereint sind, und leitet die zweite Phase ihrer ambitionierten Stadtentwicklung ein. Das neue, neoklassizistische Rathaus ist ganz aus Stein gebaut. Das Gebäude steht auf 13.659 Holzpfählen und ist eine architektonische Glanzleistung. Im Untergeschoss des Rathauses befindet sich auch das Herz der Amsterdamer Finanzgeschäfte. Der kleine Raum ist die Zentralbank, die Zugang zu den Goldreserven Amsterdams bietet – der Tresor der Stadt und ihrer Bürger. Die Stadt ist jetzt die unumstrittene Herrscherin über den Welthandel. In dieser Zeit beendet Amsterdam sein 40 Jahre zuvor begonnenes Stadterweiterungsprojekt. Zwischen 1650 und 1670 werden die Kanäle um mehrere Kilometer verlängert und Hunderte von Häusern gebaut. Im direkten Wettbewerb der beiden Städte häufen sich die Konflikte – beispielsweise um Neu-Amsterdam, die Kolonie der Vereinigten Niederlande in Amerika. 15 Jahre nach ihrer Gründung hat sich die Bevölkerung verfünffacht, die Zahl der Siedler beträgt nun über 4.000. Aus dem kleinen Dorf ist eine Kleinstadt geworden – eine Miniaturausgabe der niederländischen Metropole auf der anderen Seite des Ozeans. Gelbe Backsteinhäuser und Kanäle verleihen ihr das Aussehen einer holländischen Stadt. 1664 wird Neu-Amsterdam von der englischen Marine erobert. Am 8. September wird Neu-Amsterdam in New York umbenannt, bewahrt sich durch ihre niederländische Prägung jedoch eine eigene Identität. Von diesem Tag an entsteht eine moderne Stadt, deren gemischte Bevölkerung sich bis heute dem Handel verschrieben hat. Der schlimmste der insgesamt vier Kriege zwischen England und den Niederlanden findet im Katastrophenjahr 1672 statt: England kämpft gemeinsam mit Frankreich und den Fürstentümern Münster und Köln gegen die Vereinigten Niederlande, die nur knapp einer Niederlage entgehen. Als 1688 eine neue englisch-französische Allianz droht, greift Wilhelm III. von Oranien-Nassau als Oberbefehlshaber der niederländischen Armee England an. Der siegreiche Oranier wird König von England und führt in seinem neuen Reich die Werte seines eigenen kleinen Landes ein: Wilhelm und seine Frau Maria unterzeichnen die Bill of Rights, in der erstmals die Grenzen der königlichen Macht und die Freiheit der Person festgelegt sind. Diese Episode wird als Glorious Revolution – die „ruhmreiche Revolution“ – in die Geschichte eingehen.

1800-1880 – Schock der Moderne (3/4)

1880-2017 – Spekulation und Größenwahn (4/4)


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