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Kassam-Rakete

Veröffentlicht am in Kategorie Technik

Die Kassam-Rakete ist eine von der palästinensischen Hamas entwickelte Boden-Boden-Rakete. Sie ist nach Scheich Izz ad-Din al-Qassam, der gegen die Franzosen und Briten kämpfte, benannt. Nach Angaben der Hamas soll die erste Kassam-Rakete von Nidal Fathi Rabah Farahat entwickelt und unter der Leitung von Adnan al-Ghul hergestellt worden sein. Dieser gilt als „Vater der Kassam“ und wurde im Oktober 2004 bei einem Angriff des israelischen Militärs gezielt getötet. Am 16. April 2001 wurde der erste Einschlag auf dem Territorium des Staates Israel verzeichnet. Am 10. Februar 2002 wurden erstmals drei Kassam-2-Raketen auf Israel gefeuert.

Technik

Alle vier bisherigen Modelle sind einfache, mit Sprengköpfen versehene Stahlkonstruktionen ohne aktives Leitsystem. Die Herstellung erfolgt in einfacher Handarbeit, deren Präzision deutlich hinter der industriell gefertigter Typen zurückbleibt, inzwischen aber in einigen Details deutlich verbessert wurde. Die Treffgenauigkeit, Zuverlässigkeit und Wirkung ist dennoch vergleichsweise gering. Der Feststoffantrieb wird trotz seines hohen Gefahrenpotentials mit einfachen Geräten in Kellern, Baracken und diversen Werkstätten hergestellt. Die Stabilisierungsflossen werden an die Antriebszelle aus Stahlrohr geschweißt, Gefechtskopf und Aufschlagzünder werden jeweils aufgeschraubt. Die Treibstoffmischung aus Zucker und Kaliumnitrat wird u. a. auch von Amateurraketenbauern in verschiedenen Ländern eingesetzt. Das Gemisch ist hygroskopisch, weswegen die Düsen luftdicht verschlossen werden müssen. Der Sprengkopf enthält je nach Variante 5 bis 12 kg TNT, das über verschiedene Schmuggelrouten, z. B. durch Tunnel unter der Grenze zu Ägypten oder auf dem Seeweg, in Umgehung der ägyptischen Blockade, importiert wird. Der Aufbau des Sprengkopfs entspricht im Wesentlichen einer Splitterbombe, wodurch er auch zur Personenbekämpfung eingesetzt werden kann.

Betrieb

Als Abschussvorrichtung dient eine zusammenklappbare Lafette, die leicht zu transportieren ist und am Startplatz schnell auf- und abgebaut werden kann. Sie wird in verschiedenen Größen passend zu den Raketen hergestellt. Das Richten der Abschusslafette erfolgt mit Kompass und Neigungsmesser. Die Raketen werden für Angriffe gegen israelische Städte und Siedlungen eingesetzt. Die meisten Abschüsse erfolgten von der Stadt Beit Hanun im Gazastreifen aus. Ziele waren meist Sderot, Aschkelon, Netiwot und die umliegenden Kibbuzim. Am 28. Juni 2003 gab es die ersten zwei israelischen Todesopfer, bis Mai 2008 stieg die Zahl der durch Kassam-Raketen getöteten Israelis auf 15. Bis November 2008 trafen über 3700 Raketen israelisches Territorium.

Reichweite

Andere Quellen berichten, dass neuere Kassam-Raketen eine höhere Reichweite von 16,5 km bis zu 40 km haben. Fast alle Typen werden inzwischen in einer Kurz- und Mittelstreckenversion gebaut, wodurch Abmessungen, Gewicht und Reichweite stark variieren können. Im November 2012 bezeichnete die Hamas die Fadschr-5 mit einer Reichweite bis 75 km als die verbesserte Kassam-Rakete M-75 und setzte diese gegen Tel Aviv ein.

Gegenmaßnahmen

Trotz der extrem einfachen Bauweise der Kassam-Raketen ist deren Abwehr mit aktuell verfügbaren Systemen nur mit hohem Aufwand möglich. Hauptprobleme sind vor allem die geringe Größe und die kurze Flugzeit der Raketen, was einen hochmodernen und damit teuren Abwehrkomplex erfordert. Bis zur Einführung des Iron Dome im Jahr 2010 war lediglich ein Frühwarnsystem namens Red Color verfügbar, welches in den meisten Städten im Süden Israels installiert wurde. In Sderot ergibt sich dadurch eine Vorwarnzeit von etwa 15 Sekunden. Ein Prototyp eines Laser-basierten Systems Tactical High Energy Laser wurde von den USA und Israel als Abwehr gegen die Katjuscha-Raketen der Hisbollah und andere Projektile entwickelt, aber nach 10 Jahren Entwicklungszeit trotz einiger positiver, insgesamt aber unbefriedigender Testergebnisse wieder aufgegeben. Israel hat sich für die Entwicklung eines Abwehrsystems auf der Basis von Anti-Raketen-Raketen entschieden. Es firmiert unter dem Namen Iron Dome und hat eine Reichweite von ca. 5 bis 70 km. Am 19. Juli 2010 meldeten die israelischen Streitkräfte das System als einsatzbereit, die ersten beiden Batterien sollten im November 2010 bei Sderot an der Grenze zum Gazastreifen stationiert werden. Seit Juli 2014 stehen neun Systeme im Einsatz, ein schrittweiser Ausbau auf insgesamt 15 Abwehrstellungen soll in den nächsten Jahren erfolgen.


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