„In Wahrheit produziert der Krieg keine Helden, nur Verlierer. Wer davon nichts weiss, sollte sich mit Ratschlägen zurückhalten“, so der Historiker und Gewaltforscher Jörg Baberowski (* 1961). „Ich habe mich gewundert, wie leichtfertig ausgerechnet in Deutschland über den Krieg gesprochen wird. Gestern noch wurde der Krieg verdammt und der Pazifismus beschworen, und heute schon ist von tapferen Helden, ruhmreichen Abwehrschlachten und vom nationalen Stolz der Verteidiger die Rede… Ich frage mich jedoch, ob die Feldherren, die im Lehnstuhl sitzen und kluge Ratschläge erteilen, eigentlich wissen, … was man sich unter einem Häuserkampf in einer zerstörten Stadt vorstellen muss …“
Kuniberts Kommentar
Für Kunibert als Geschichtsinteressierter sind die historischen Fakten nicht neu. Dennoch findet Kunibert die Bewertungen der aktuellen Geschehnisse im Ukraine-Krieg durch den Historiker und Gewaltforscher Jörg Baberowsk sehr interessant, da professionell historisch fundiert und detailreich auf konkrete Situationen bezogen und kein allgemeines Blabla.
Krieg ist für Kunibert so oder so ein Verbrechen. Ob nun Zivilisten getötet werden oder „nur“ Soldaten, ob nur ein Mensch getötet wird oder Millionen, das ändert nichts an seiner Bewertung. Da Kunibert in seiner Wirklichkeit leider mit vielen Menschen zu tun hat, die aus welchen Gründen auch immer, nicht logisch denken, will er ihnen mit einer Metapher auf die Sprünge helfen: Wenn die Badewanne wegen geöffnetem Wasserhahn und geschlossenem Abfluss überläuft, wird das Badezimmer überflutet, egal ob der Wasserhahn nur „etwas“ oder „voll“ geöffnet ist. Die Grenze ist in jedem Fall überschritten!
Was konkret zu tun ist, wie das Problem bestmöglich für alle zu lösen ist, kann Kunibert nicht beantworten. Er kann jedeglich versuchen Ursachen rauszufinden bzw. zu verstehen.
Kunibert war wie die meisten zur Zeit in Deutschland Lebenden, abgesehen von Flüchtlingen, nicht im Krieg oder ist oder war daran irgendwie beteiligt und hat somit keine wirkliche Kriegserfahrung. Das ist gut so und sollte auch so bleiben! Wenn nun Menschen, die aufgrund ihres Alters, ihres Geschlechts und anderen Gründen grundsätzlich nicht an einem Krieg als Soldat oder Soldatin selber teilnehmen können und somit ihr Leben und ihre Gesundheit bereit sind, selber zu riskieren, nun zu sesselpupsenden Feldherren werden und andere in den Krieg schicken wollen, findet er das mehr als verachtenswert.
Natürlich ist das schlimm, wenn unschuldige Zivillisten getötet werden. Es ist aber auch schlimm, wenn Soldaten getötet werden. Auch dann, wenn es russisiche sind, denn wer weiß denn denn, ob sie nicht zu einer Kriegsteilnahme gezwungen worden sind?
Kunibert stellt sich die Frage, was denn nun den einfachen Soldaten zu Kriegsverbrechen motiviert. Gänzlich wird sich das vermutlich niemand vorstellen können, der sich nicht selbst in solch einer extremen Situation befunden hat, was eigentlich für alle Menschen wünschenswert wäre. Aber jeder dürfte sich vorstellen können, dass Kälte, Hunger, Durst, Erschöpfung, Übermüdung, Schmerzen, Verletzungen und Todesangst auf allen Seiten bei allen aktiven und passiven Kriegsteilnehmern Reaktionen hervorufen können, die nicht „regelkonform“ sind.
Kunibert findet es ohnehin schlimm, dass mache Waffen regelkonform sind und mache nicht. Selbstverständlich ist es grausam, wenn Unschuldige durch eine „verbotene“ Landmine ihr Leben oder ihre Beine verlieren. Wenn ein Soldat an einem „erlaubten“ Bauchschuss stirbt, ist das aber auch grausam. Am Besten wäre es, wenn gar nicht erst Waffen hergestellt würden. Deutschland als viertgrößter Waffenexporteur verdient an der Herstellung von Waffen. Wozu dienen Waffen, wenn nicht zum Töten von Menschen?
Quellen und weiterführend Informationen
Vollständiges Interview von Benedict Neff mit Jörg Baberowski in der „Neue Zürcher Zeitung“: -> https://www.nzz.ch/feuilleton/joerg-baberowski-aus-dieser-schwaeche-wachsen-die-unermesslichen-greuel-des-krieges-ld.1677580?mktcid=smch&mktcval=fbpost_2022-04-04
Wikipedia über Jörg Baberowski -> https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%B6rg_Baberowski
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